Wer sind wir? Wer ist AmMa 65?

AmMa 65 Ecke Amsterdamer Straße 14 und Malplaquetstraße 25 – 13347 Berlin – Wedding – Kiez

Zunächst leben wir. Und das nicht irgendwo – nein, wir leben in unserem geliebten Kiez, dem Wedding 65. In den Eckhäusern der Amsterdamer Straße 14 und Malplaquetstraße 25. Für uns ist es die schönste Ecke der Welt – na gut, vielleicht auch nur die schönste Ecke, die wir kennen.
Wir sind Handwerker*innen und Akademiker*innen, Philosoph*innen und Hartz-IVEmpfänger*innen, Tontechniker*innen und Student*innen, Rentner*innen und Dokumentarflmmacher*innen, Kneipenbesitzer*innen und Kneipen*besucher*innen, Gebrauchtwarenverkäufer*innen und Filmproduzent*innen, Künstler*innen und Psycholg*innen, Solzialarbeiter*innen und Mini*jobber*innen, selbständig oder festangestellt, manche sind auch beides. Wir sind bereits in Rente, besuchen schon die Kita, gehen zur Schule oder warten noch in Mamas Bauch auf unsere Ecke, die schönste Ecke – die wir kennen.

In 29 Wohnungen leben wir als Familien, Singles und in Wohngemeinschaften. Oder wir arbeiten in unseren 3 Gewerben, der Kiezkneipe „Café Morena“, in unserem „Mini-Kaufaus Meyer“ oder unserer Galerie „Montagehalle“. Manche von uns leben seit vielen – vielen Jahrzehnten hier, andere erst seit Kurzem und wie gesagt, manche wissen noch gar nicht, dass sie hier leben, in der für uns schönsten Ecke, die wir kennen.

Unsere Pässe und Muttersprachen sind verschieden, unser Alter ist es auch – doch eines eint uns: Unsere Liebe am Zusammen- und Miteinanderleben, in unserer geliebten Ecke, der schönsten… Okay. Ihr wisst, was wir meinen.

Dieses Miteinander und manchmal auch Zusammen ist gewachsen mit der Zeit. Manche hegten enge Kontakte, andere eher lose. Doch das änderte sich mit der Zeit. Die Hofeste vereinten wie die Flohmärkte in ebendiesem. Kohlen wurden zusammen bestellt, die Fahrräder ineinander verkeilt, die Blumen im Hinterhof gemeinsam gegossen. Wenn jemand lieber für sich sein wollte – auch kein Problem. Ein netter Gruß ging doch immer. Doch nun verbindet uns auch die Angst – wie die Entschlossenheit – gleichermaßen. Unser Haus steht zum Verkauf. Investoren bevölkern unsere geliebte Ecke. Sie wollen es kaufen, sanieren und teuer weiterverkaufen. Und was ist mit uns?

Die leider nicht unbegründete Sorge, wir könnten das Zuhause, unsere geliebte Ecke, unser gewachsenes Miteinander verlieren, hat zu einem noch größeren Zusammenhalt und einer beeindruckenden Solidarität untereinander geführt. Es traf uns nicht ganz unvorbereitet. Seit Frühjahr 2016 gab es Trefen, um sich für einen solchen Fall zu rüsten. Denn in unserer Gegend werden Wohnungen immer seltener als Orte angesehen, die Menschen ein Zuhause und eine Gemeinschaft geben. Sie werden vielmehr als gewinnbringende Wertanlagen
gesehen, in welchen Mieter*innen, die im ständigen Preiskampf um Wohnraum nicht mithalten können – nur stören! Die Verdrängung einkommensschwächerer Schichten im Kiez ist die Folge. Nicht abstrakt, sondern konkret. Diesmal trift es uns. Aber es kann jeden trefen, der nicht schon in einem luxussanierten Haus lebt. Doch wir kämpfen. Für uns. Für den Kiez. Für Wohnen als Selbstverständlichkeit und nicht als Ware. Und nicht zuletzt für unsere schönste Ecke.