Willkommen in unserem Haus. Danke, dass ihr gekommen seid. Wir sind die Bewohner dieses Hauses und ich begrüße euch im Namen von allen, die hier wohnen und leben. Wir sagen “unser Haus”, weil wir eine enge Beziehung zu dieser schönen alten Ecke pflegen. Genau so wie wir unsere Gemeinschaft pflegen.
Unsere schönste Ecke hat den besonderen Charme von Orten, die viel Geschichte mit sich tragen. Diese Orte haben eine Seele und ziehen eine besondere Art von Menschen an. Um hier leben zu können, muss man Imperfektion schätzen, Sensibilität für Geschichtlichkeit haben, weniger Interesse an Optimierung, nicht viel von Sozialstatus halten und Mitgefühl für die Wunden haben, die wir auch gerne pflegen wollen. Wir sind keine Sanierungsgegner, wir wollen nur nicht zusammen mit den Kohleöfen raussaniert werden. …
Wir lieben unser Haus, auch wenn wir im Winter Kohle hochtragen müssen und die Asche runter. Wir lieben den Wedding, auch wenn hier die Hunde im Sommer für einen besonderen Duft sorgen. Wir lieben Berlin, auch wenn der graue Winter 8 Monate dauert. Dennoch bleibt Berlin reizvoll, dass wissen wir und die Investoren auch. Wir wollen nur eins: Hier weiter in Ruhe leben in unseren schönsten Ecke.
Wir sind bunt gemischt:
4 Generation, verschiedene Herkünfte, Berufe und Vorlieben.
Was wir wollen?
Wir wollen unsere Alte Dame vor der Spekulation retten und ihre Wunden pflegen. Wir wollen die Verdrängung der Diversität auch unsere Diversitäten stoppen. Wir wollen ein solidarisches Wohnen. Wir wollen bleiben, unsere Miete weiter bezahlen können und weiterhin zusammen in unserer schönsten Ecke leben.
Warum sind wir hier?
Wir haben vor 1,5 Jahren angefangen diese Idee zu entwickeln. Weil uns die Möglichkeit, das Haus selbst zu kaufen, nicht gegeben wurde. Weil Herr Dehnick, unserer Vermieter, auf unsere wiederholten Kaufangebote nicht reagierte. Warum nicht, wissen wir nicht. Weil er lieber an die Mähren Group verkaufen wollte. Weil wir uns nicht verdrängen lassen werden. Weil unsere schönste Ecke unser Zuhause ist und es bleiben soll. Weil wohnen ein Grundrecht ist. Weil Spekulieren auf ein Grundrecht, wenn es nicht verboten werden kann, mindesten kontrolliert werden sollte.
Wir sind hier weil Berlin versucht diese Spekulation zu bremsen, mit ihrem Vorkaufsrecht und weil Herr Bezirksstadtrat Gothe und sein Team uns sofort seine Unterstützung angeboten haben.
Wir sind hier, weil wir nicht alleine sind und weil wir zusammen Spekulanten wie Herr Mähren stoppen können.
Wir können und wollen unser gemeinsames Ziel erreichen, diesen Wohnraum für seine Bewohner*innen zu schützen und vor dem rücksichtslosen Immobilien-Markt zu retten. Wir arbeiten zusammen und bauen Druck auf, damit hier nicht das passiert, was in dieser Stadt so oft Realität ist und auch, damit andere betroffene Menschen Zuspruch und Mut bekommen, das gleiche zu tun.
Dafür brauchen wir Eure weitere Unterstützung.
Wir möchten uns bedanken, bei allen Menschen, die uns mit ihrer Unterstützung bis hierher gebracht haben, mit ihren wachen Augen, offenen Ohren und klugen Köpfen. Der Bezirk in Mitte, Ephraim Gothe und sein Team haben uns zugehört und tun ihr Bestes. Dank auch an die WBM für die Zusammenarbeit. Projekte, Initiativen und Einzelpersonen haben uns ihre Solidarität mitgeteilt. Journalisten haben uns eine starke Stimme gegeben. Im zukünftigen Austausch wollen wir Euch unsere Erfahrungen und Recherchen zurückgeben, aber erstmal müssen wir unsere schöne Ecke retten. Wir hoffen nun besonders auf die Unterstützung und Zusagen der Stiftung Umverteilen und der Stiftung Nord-Süd-Brücken, die mit uns und dem Miethäusersyndikat für Gegenwind sorgen können. Und wir brauchen viel Kraft und Druck - die nächste Woche wird für uns und dieses Vorhaben entscheidend sein.
Wir brauchen auch Ihre finanziell Untersützung, immer solidarisch gedacht. wo jeder gibt was er kann.
Die Absichterklärung befinde sich auf unsere Website www.amma65.de
Warum sollten wir Spekulanten stoppen?
Weil unsere geliebte Stadt ihre besondere Mischung ihrer Bewohner und ihre Toleranz zu verlieren droht. Weil Berlin eine Stadt für Reiche wird und zur Spielwiese für diese Spekulanten, die Monopoly für Erwachsene spielen.
Monopoly ist nicht unser Spiel. Wir spielen lieber Schach und legen hierbei ein paar Karten auf den Tisch. Notfalls können wir auch Mikado. Die Würfel sind noch nicht gefallen.
Und vielleicht erleben wir gerade eine Weihnachtsmärchen und am Ende gewinnen wir: die Leute mit Kopf und vor allem Herz:
HERZ STATT PROFIT und schöne Weihnachten .